Anmerkung: Dies ist ein Gastartikel unseres Verbandsmitglieds Melanie Amélie Opalka.

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Schreibst du schon – oder bist du auch zu abgelenkt?

Die Ablenkung lauert überall, und als wäre das nicht genug, sind die To-do-Listen von Autorinnen und Autoren so lang, dass nicht einmal Superwoman oder Flash sie erledigen könnten – zumindest nicht vor der Deadline.

Kämpfen wir also alle auf verlorenem Posten?

Die ungeschminkte Wahrheit lautet: Nein, denn wir haben kein Vereinbarkeitsproblem, wir müssen uns nur richtig entscheiden!

Dein Vereinbarkeitsthema? – Du!

Entschuldige, wenn ich gleich so mit der Tür ins Haus falle, aber wenn auch du immer noch „keine Zeit“ zum Schreiben hast, dann bist auch genau du das Problem dafür.

Aber keine Sorge, da ich mir auch immer gerne selbst im Weg stehe, habe ich hier ein paar Tipps für dich, wie auch du dein Schreiben auf Position 1 der Prioritätenliste bringst.

Was hat gerade Priorität?

Wir starten direkt beim Kern des Problems: Priorität gibt es nur im Singular! Ja, wenn man verschiedene wichtige Dinge abwägt, kann man von Prioritäten sprechen, aber „Priorität haben“ kann immer nur eine einzige Sache zurzeit. Also frage dich: Wann hat dein Schreiben Priorität?

Eine häufige Antwort: „Ich habe keine feste Schreibzeit.“ Okay, aber wo steht denn die geplante Schreibzeit überhaupt im Kalender?

Mein erster Tipp lautet: Verabrede dich mit deinem Buch – egal, wann – nur mach es verbindlich und halte den Termin ein. Es ist das wichtigste Date deines Tages. Und wenn du nicht weißt, ob du jetzt lieber Social Media oder Pressearbeit machen sollst oder wirklich am Manuskript arbeiten … dann kommt hier die nächste elementare Frage:

WIN = what’s important now

Lange habe auch ich gedacht, man müsste mehr tun, in alle Richtungen aktiv sein, alle Bälle gleichzeitig in der Luft halten – doch ich wurde eines Besseren belehrt: Ich kam überhaupt nicht voran und war nur noch gestresst und zerrissen.

Dann las ich „Essentialism“ von Greg McKeown und musste erkennen, dass je mehr Energie ich überall hinein steckte, so weniger erreichte ich mit jeder einzelnen Handlung.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn ich meinen Fokus auf eine Sache zurzeit lenke, dann kann ich Berge versetzen und zwar leichter, stressfreier, schneller und mit weniger Einsatz von Ressourcen!

Und das gilt auch für dich: Wenn wir uns erstens einig sind, dass Schreiben Priorität hat, dann frage dich als Zweites: Was ist jetzt das Wichtigste, um mein Schreiben voranzubringen (WIN)?

Überraschung, die Antwort lautet nicht: Der Hamster, der nicht aufstehen will, die Wäsche, die auch später noch gewaschen werden kann, etc.

Wenn du dann fertig bist mit dem Schreiben, dann kümmerst du dich um das nächste auf der To-do-Liste, denn ja, die brauchen wir für die Planung.

Planung ist nicht das halbe, sondern das ganze Leben

In vielen Firmen, in denen ich das Vergnügen hatte zu beraten, und ebenso in vielen Haushalten, wird sehr viel geplant und Deadlines überschritten oder nur mit Ach und Krach, Stress und zahllosen Überstunden erreicht. Das liegt nicht immer an der Performance des Einzelnen, sondern häufig ist das Scheitern geplant.

Denn die Pläne berücksichtigen weder Puffer für Unvorhergesehenes noch Pausen zur Regeneration – und beides ist unerlässlich!

Teste mal selbst, wie gut dein Zeitgefühl ist, wenn es darum geht, den Aufwand von einem Vorgang zu bemessen: Setz dich hin und schließ die Augen für drei Minuten. Nicht schummeln oder zählen und du brauchst auch keinen Wecker: Vertraue einfach nur deinem Gefühl, und nach deinen persönlich gefühlten drei Minuten schaust du auf die Uhr. Und? Hast du länger oder weniger lange die Augen geschlossen gehabt und wie viele Sekunden haben gefehlt?

Zum Beispiel, wenn du schon nach 2:50 Minuten die Augen geöffnet hast, dann hast du die drei Minuten um 18 Prozent unterschätzt – sprich, plane bei deinem nächsten Zeitfenster für eine Aufgabe lieber 18 Prozent mehr Zeit ein.

Außerdem noch mal 10 bis 20 Prozent für die unvorhergesehenen Katastrophen des Alltags plus eine Pause.

Was, das ist unrealistisch? Da muss ich dich leider enttäuschen, denn alles andere ist Stress pur.

Also ist mein nächster Tipp für dich: Hör auf, deinen Kalender vollzustopfen und plane realistisch – inklusive Puffer und Pausen.

Und nun kommen wir zum Allerwichtigsten, wenn es darum geht, die Vereinbarkeit von Schreiben und dem Rest hinzubekommen – und vielleicht auch zum Schmerzhaftesten:

Wähle dich selbst

Was das mit Vereinbarkeit zu tun hat, fragst du? Du stehst doch in der ersten Reihe. Du bist die Speerspitze. Du bist es, die oder der Buch und Familie und weiß Gott noch was alles zusammenhält. Also, sei es dir auch wert, für dich zuerst zu sorgen!

Bist du schon mal geflogen? Und erinnerst du dich, wie es in der Sicherheitsunterweisung am Anfang immer heißt? Setzen Sie sich die Sauerstoffmaske als Erstes auf und helfen Sie dann mitreisenden Kindern und anderen.

Genauso ist es: Wenn du nicht zuerst für dich sorgst, dann bist du für niemanden eine Hilfe: nicht für dein Buch, nicht für deine Familie, Freund*innen oder das Kollegium.

Und nur mal ganz nebenbei gefragt: Wenn nicht einmal du bereit bist, dich in den Vordergrund zu stellen, für dich einzutreten und zum Beispiel dein Buch, das du ja liebst, auch zu schreiben – wer sollte es dann tun?

Also los, Schluss jetzt, wir sind Selfpublisher*innen, wir haben weder Zeit zu jammern noch ein Vereinbarkeitsproblem!

Setze die richtige Priorität, mach einen vernünftigen Plan und dann den Fokus auf dich!

Du schreibst, du rockst, du bist großartig – und ich wünsche dir viel Spaß dabei!

Deine Amélie