Mit Selfpublishing-Büchern erfolgreich im Buchhandel
Praxistipps von Buchhändlerin Tanja Wambach der Wittwer Thalia Filiale im Breuningerland, Ludwigsburg
Sich von der Konkurrenz abheben und den Kund:innen etwas Neues bieten: Genau das hat sich Tanja Wambach gedacht, als im November 2019 die Selfpublisherin Monika Augustin vor ihr stand und ihr mit dem Deutschen Selfpublishing Preis ausgezeichnetes Buch „Das Mucksmäuschen“ vorstellte.
Für viele sind Selfpublishing-Bücher noch immer die Titel, die keinen Verlag gefunden haben. Doch Selfpublishing hat sich im vergangenen Jahrzehnt zusehends professionalisiert. Viele der Titel stehen einem Verlagsbuch in nichts nach, weshalb in der Wittwer Thalia Filiale im Breuningerland inzwischen ein ganzer Selfpublishing-Tisch eingezogen ist.
„Monika Augustin hat uns mit ihrem Mucksmäuschen erstmals zum Nachdenken gebracht. Im Januar dieses Jahres hat unsere Umfrage „Make a Wish“ auf Instagram zudem ergeben, dass sich viele Buchkäufer:innen mehr Bücher von kleinen Verlagen und aus dem Selfpublishing in den Buchhandlungen wünschen. Damit war für uns klar: Wir machen einen Selfpublishing-Tisch!“
Lohnt es sich, das Experiment zu wagen und Selfpublishing-Titel ins Sortiment aufzunehmen? Wie reagieren die Kund:innen darauf? Und wie findet man heraus, welche Selfpublishing-Titel sich gut verkaufen? Tanja Wambach verrät Ihnen im folgenden Interview, wie sie als Buchhändlerin vorgeht und wie sich die Selfpublishing-Titel verkaufen.
Wie war die Reaktion Ihrer Kund:innen auf Selfpublishing-Bücher im Sortiment?
Das erste Wort, dass mir dazu einfällt, ist Neugier. Sobald der Tisch mit zwölf Büchern und dem Namen „Druckfrisch, bunt und anders“ stand, wurde er mit Interesse und Neugier angenommen. Und das ist bis heute so. Damit das so bleibt, versuchen wir die Titel regelmäßig zu wechseln. Und um ehrlich zu sein – mehr müssen wir nicht machen, denn es ist am Ende, wie mit allen Büchern: Manche verkaufen sich, manche nicht.
Wie bewerben Sie die Titel oder stellen sie Ihren Kund:innen vor?
Einige Bücher haben wir in der Zwischenzeit selbst gelesen und empfehlen sie im Kundengespräch, wie jedes von uns gemochte Buch auch. Andere wandern auf unseren regionalen Bloggertisch und werden dort empfohlen. Und es gibt auch die, die wir auf unser Tischlein legen und die sich einfach selbst bewerben. Jeden Sonntagabend stellen wir außerdem Autor:innen auf unserem Instagram-Account vor und lassen sie über ihre Bücher erzählen – #tellusyourstory ist mittlerweile ein sehr beliebtes Format, das auch wir um keinen Preis missen möchten.
Woher wissen Sie, welche Titel aus dem Selfpublishing sich gut verkaufen lassen?
Nach unserer „Make a Wish“-Umfrage und der Entscheidung für den SP-Tisch haben wir noch einen draufgesetzt und uns auf Instagram Titel empfehlen lassen. Als Ergebnis hatten wir eine Auswahl von fast zwanzig Titeln. Zwölf konnten wir ins Sortiment aufnehmen, und so habe ich Rezensionen und Leseproben gelesen und mich dann für eine bunte Mischung aus Kinderbuch, Young Adult, Belletristik und Krimi entschieden. In der Zwischenzeit besteht ein so enger Kontakt zu Blogger:innen und Autor:innen auf Instagram, dass immer wieder Empfehlungen bei uns eingereicht oder Bücher vorgestellt werden. Und natürlich heißt es aktiv bleiben – Instagram ist eine wahre Fundgrube toller und manchmal auch noch unbekannter Bücher.
Wie sind die Konditionen? Müssen Buchhandlungen sich Gedanken bezüglich der Remissionsfähigkeit machen und wie sind die Margen?
Meine Vorgabe war, dass die Bücher, die wir ins Lager nehmen, unbedingt remittierbar sein müssen. Wir wussten ja nicht, wie unser Projekt angenommen wird, und der regelmäßige Wechsel der Titel ist wichtig. So beziehen wir unsere SP-Bücher überwiegend über den Großhändler Libri. Die Bücher werden innerhalb weniger Tage geliefert, haben in der Regel eine gute bis sehr gute Qualität und sind bis zu 6 Monaten voll remissionsfähig. Hier gehen wir das geringste Risiko ein, und das ist uns das Wichtigste. Was ich sehr schade finde ist, dass manche Autor:innen nur über Amazon verlegen, weil es teils wirklich interessante Bücher sind. Ein Bezug kommt hier grundsätzlich für uns nicht infrage.
Sind Sie mit den Verkaufszahlen zufrieden?
Wie oben bereits kurz erwähnt, ist es bei Büchern aus dem Selfpublishing wie mit allen Büchern: Manche verkaufen sich, manche nicht. Aber im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden und teils auch überrascht, wie manche Titel zum Selbstläufer werden.
Warum lohnt sich die Aufnahme von Selfpublishing-Titeln Ihrer Meinung nach?
Es ist eine Nische und hebt uns von anderen Buchhandlungen ab, und wir können unseren Kunden so etwas Besonderes bieten. Gleichzeitig ist es einfach immer wieder berührend, die einzelnen Autor:innen praktisch vor Freude ausflippen zu sehen, wenn sie erfahren, dass ihr Buch bei uns eingezogen ist. Wir haben wundervolle Kontakte geknüpft und teilweise großartige Bücher für unsere Kund:innen entdeckt.
Vielen Dank, dass Sie uns einen Einblick hinter die Kulissen gegeben haben.
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