Anmerkung: Dies ist ein Gastartikel von der Autorin Melanie Amélie Opalka zum Thema Genrewechsel und Pseudonyme.
Würdest du einen Liebesroman von Stephen King kaufen? Oder einen Thriller von Michael Ende lesen? Wohl eher nicht, oder?
Tja, und da haben wir auch schon die Antwort auf die Frage, warum es sinnvoll sein kann, bei einem Genrewechsel auch den (Künstler-)Namen oder das Pseudonym zu ändern.
Aber Stopp und nochmal einen Schritt zurück: Warum denn überhaupt der Genrewechsel? Wie kommt es zu so einer Entscheidung?
Mein unfreiwilliger Genrewechsel
Die ersten Bücher, die ich in meinem Leben geschrieben habe, waren zwei Bände mit Lyrik. Keine Frage, mit dem Stolz einer frisch gebackenen Mutter habe ich nicht nur meinen Namen, sondern auch gleich noch mein Konterfei auf dem Umschlag präsentiert. Geld verdient hab ich damit nie – also nix mit dem Genre Lyrik.
Jahre später schrieb ich dann eine lustige Reihe über das Leben und Werden eines modernen, jungen Vaters, der sich mit dem Thema unerfüllter Kinderwunsch konfrontiert sah. Auch diese Bücher hab ich einfach unter meinem Namen geschrieben. Sie wurden geliebt – von der Handvoll Leser:innen, die sie erreichte.
Zu dem Zeitpunkt musste ich mir eingestehen, dass mein Genre hier einfach nicht eindeutig genug war und die Nische zu klein. Wenn ich also so weitermacht hätte, wäre der Traum vom Schreiben zu leben zu einem sehr kurzfristigen Tod verurteilt gewesen.
Also musste ich mich entscheiden – erstmal für ein neues Genre. Aber brauchte ich dafür denn auch einen neuen Namen?
Natürlich entscheiden sich die meisten Autor:innen ganz freiwillig dafür, ein oder weitere andere Genre oder Zielgruppen auszuprobieren, denn es macht Spaß und wir sind Künstler:innen.
Wenn ich also Märchen schreiben kann, warum dann nicht auch mal High Fantasy (Altersgruppenwechsel). Oder wenn ich bereits erfolgreich Ratgeber für Männer geschrieben habe, warum nicht auch mal für die weibliche Zielgruppe. Oder wie gesagt, auch in einem hartgesottenen Kriminalisten schlägt vielleicht ein romantisches Herz.
Und ja, in all diesen Fällen kann ein Pseudonym angebracht sein – und ja, einige Verlage bestehen sogar bei einem solch deutlichen Genrewechsel darauf. Als Selfpublisher:in kannst du es dir also genauso überlegen.
Warum sonst ein Pseudonym
Wie bereits Eingangs erwähnt: auch große Schriftsteller:innen bedienen sich gern mal eines „Nom des Plume“, gerade wenn es darum geht, in einem, anderen Genre oder für einen weiteren Verlag zu schreiben.
Und das übrigens völlig unabhängig vom Bekanntheitsgrades des ersten Namens. Stephen King hat z.B. lange auch als Richard Bachmann erfolgreich geschrieben, einfach um neue Ideen auszuprobieren.
Man unterscheidet offene und geschlossene Pseudonyme: ein offenes ist – wie der Name schon sagt – bekannt und das Publikum kann leicht nachvollziehen, wer dahinter steckt, wie z.B. bei JK Rowlings, die ganz öffentlich als Robert Galbraith Krimis schreibt.
Bei einem geschlossenen Pseudonym hingegen geht es darum, dass man sich, die Familie oder andere dadurch schützt, dass man die Leserschaft eben daran hindert, herauszufinden, wer hinter dem Text steckt. So machte es z.B. auch Eric Arthur Blair, als er sein erstes Buch „Down and Out“ (1933) veröffentlichen wollte. Um seiner Familie die Schande zu ersparen, falls er in Armut enden würde, entschied er sich für ein Pseudonym – rückblickend haben sie ihm den George Orwell sicher verziehen
Auch bei heiklen Themen wie traumatischen autobiographischen Büchern kenne ich einige Autor:innen, die lieber unter einem geschlossenen Pseudonym schreiben.
Und noch einen ganz einfachen Grund gibt es, dass manch eine:r sich lieber ein Pseudonym gönnt: Dein bürgerlicher Name klingt einfach nicht passend für dein Genre: Oder traust du Lieschen Müller sexy Erotik zu? Und kann Werner Schmidt Westerngeschichten in Amerika verkaufen?
Allerdings ist es in Deutschland gar nicht so einfach, anonym zu bleiben, denn es besteht Impressumspflicht! Ein kleiner Trick, um dich hier rechtlich korrekt zu verhalten: Nutze einen Impressumsservice, dort wird dein bürgerlicher Name mit deinem Pseudonym hinterlegt, ohne dass er im Impressum genannt werden muss.
Es gibt also verschiedene Gründe für einen Genre- und / oder Pseudonymwechsel. Ob das alles sein muss, nur weil ich meine künstlerische Freiheit leben will und ein bestimmtes / neues Genre ausprobieren möchte? Die Frage kannst am Ende nur du dir beantworten und es gibt da auch kein richtig und falsch – schau doch einfach mal, wie die Leute in deinem Genre sonst so heißen – und wie breit ihre Palette ist. Und achte darauf, dass der von dir gewählte Name zu deinem Genre passt.
Bei mir persönlich ging es von lustigen Familienromanen hin zu lustigen Romanen für Frauen mit Persönlichkeit, sprich, ich hab zwar erfolgreich mein Genre geschärft und eine klarere (größere) Zielgruppe angesprochen, aber ein Pseudonym brauchte ich an dieser Stelle nicht.
Bäumchen wechsel dich – und die sozialen Medien?
Und ganz unaufwendig ist so ein Pseudonym ja nicht. Nicht nur, dass ich die Sache mit dem Impressum klären muss, sondern wenn ich es genau nehme und z.B. mit einem geschlossenen Pen Name arbeite oder extrem unterschiedliche Zielgruppen ansprechen möchte, dann kann sich die Frage stellen, wie man das mit dem Pseudonym in der Außendarstellung macht.
Nun man kann wie Stephen King, einen ganzen Charakter mit Lebenslauf und Foto faken. Oder sich einfach rar machen.
Gerade als Selfpublisher:in ist man jedoch häufig auch auf die Wahrnehmung in den Sozialen Medien angewiesen und auch eine eigene Website ist im Prinzip ja Pflicht. Also kann ein eigener Kanal oder Feed pro Pseudonym angeraten sein. Wie viel Fantasie du allerdings hier hineinstecken möchtest für dein offenes oder geschlossenes Pseudonym – nun, da sind dir keine Grenzen gesetzt.
Mich jedenfalls gibt es demnächst auch mehrfach. Denn ich spiele mit dem Gedanken einen Thriller zu schreiben – und dafür habe ich natürlich als Erstes ein Pseudonym geschaffen.
Also viel Spaß dabei, demnächst nicht nur für deine Protas, sondern auch für dich den passenden Namen zum passenden Genre zu finden.
Deine Amélie
Melanie Amélie Opalka
Seit 1976 gebürtig und lebhaft in Hamburg nennt sie liebevoll die Welt ihr Zuhause. Als Autorin startete sie 2004 mit zwei Bänden Prosalyrik. Seit 2013 schreibt sie humorvolle Romane mit Herz und Raum für persönliche Entwicklung – aktuell eine Trilogie über einen modernen (werdenden) Papa.
Ihr persönliches Motto lautet: My babies, my books, my business. Denn als Expertin für Vereinbarkeit von Beruf und privaten Prioritäten gründete sie „K3 – Kind, Kegel und Karriere“ und arbeitet seit 2012 als Business-Mentorin, Trainerin, Speakerin und Autorin.
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