Lesung

Was muss ich als Autor*in bei Lesungen beachten? (Lesungen halten, Teil 1)

Anmerkung: Dies ist ein Gastartikel unseres Verbandsmitglieds Rosemarie Schmitt und der erste Teil der Beitragsreihe zum Thema Lesungen.


Den Bund fürs Lesen schließen

Du kannst selbstverständlich die Rankinglisten von Amazon pushen, dich in die hohe Kunst der Marketing-Strategien einarbeiten, hunderte Euros investieren, um Verkaufszahlen zu erreichen, die, sei mal ehrlich, utopisch sind für alle, die noch keinen Bestseller gelandet haben.

Oder, du machst Lesungen.

Tu, was du gerne tust: Schreiben, lesen, Bücher verkaufen. Erfahre Anerkennung und Lob unmittelbar, ehrlich in direktem Kontakt mit Leser*innen.

Die Lesung ist besonders für Selfpublisher*innen eine der besten Marketingstrategien. Ich möchte dir Tipps und Tricks mit auf den Weg geben, die dir helfen, erfolgreiche Lesungen zu präsentieren.

Wieso ich dir das erzähle?

Ich möchte mich dir vorstellen, da du in Zukunft mit mir rechnen musst, oder kannst, ganz wie du willst. In regelmäßigen Beiträgen möchte ich über ein Thema schreiben, das alle Autor*innen betrifft:

Wie geht Lesung?

Denn, wer lesen kann, ist klar im Vorteil!

Mein Name ist Rosemarie Schmitt, geboren bin ich bereits 1960 in Trier.

Vor inzwischen beinahe 20 Jahren wurde mir schlagartig bewusst, dass ich, wenn ich schreibe, auch lesen muss. Darüber hatte ich bis dahin nicht nachgedacht. Ich liebe es, Zuhause zu schreiben, an meinem Schreibtisch, am liebsten alleine, versunken in der Ruhe und meiner Geschichte.

Das öffentliche Lesen ist so ziemlich das Gegenteil des introvertierten Schreibens.

Damals, vor etwa 20 Jahren also, reichte ich eine Kurzgeschichte bei einem Wettbewerb ein. Nach ein paar Wochen erhielt ich Post vom Verlag. Meine Geschichte gefiel und begeisterte. Sie würde selbstverständlich in der Anthologie veröffentlicht.

Was für eine Freude!

Man lud mich ein, die Geschichte im Schloss Biesdorf in Berlin zu lesen.

Was für ein Schreck!

Lesen? Aber wieso lesen? Ich bin doch Autorin und keine Moderatorin! Spontan wollte ich absagen. Nein, ich kann das nicht! Andererseits: meine Texte draußen in der Welt zu wissen, zu wissen, dass sie gelesen werden… fand ich ganz wunderbar.

Abenteuer Lesen

Ich entschied mich für die Lesung und das Abenteuer. Was soll ich sagen? Damals in Berlin, das war eine der schlimmsten Erfahrungen als Autorin und meine fürchterlichste Lesung. Die Hände zitterten. Die Stimme versagte. Das Herz raste. Meine Worte wurden kaum verstanden und ich schämte mich anschließend so sehr, dass ich beinahe fluchtartig die Veranstaltung verließ.

Das war’s dann wohl, magst du jetzt denken. Und du hast Recht, denn das war’s mit fürchterlichen Lesungen für mich!

Wie ich das angestellt habe, was ich mir einfallen ließ, was ich gelernt und erfahren habe, möchte ich dir erzählen. Ich werde Tipps geben, die dich weiterbringen, selbst, wenn du bereits Spaß an Lesungen hast.

Doch mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu lesen.

Nicht ganz von Einstein

Wieso überhaupt Lesungen?

Stell dir vor, das Internet existiert noch nicht. Was tust Du, um Dich und Deine Texte bekannt zu machen? Lesungen veranstalten!

Du darfst gedanklich nun wieder ins Jetzt und alle Möglichkeiten nutzen, die dir die digitalen Medien bieten, um über deine Lesung zu berichten. Doch nicht nur diese, sondern auch die regionale Presse (print und online) wird sich für eine außergewöhnliche und gut besuchte Lesung interessieren.

Multisensorisches Marketing

Menschen, also auch deine Leser*innen, nutzen nicht nur das Sehen, um dich und die Welt zu verstehen, sondern alle fünf Sinne. Nutze die Möglichkeiten des Multisensorischen Marketings.

Sehen, riechen, hören, tasten, schmecken, während einer Lesung? Ja, das funktioniert! Es kommt auf das Format an. Du hast mehr Möglichkeiten, deine Lesung zu gestalten, als dir jetzt bewusst ist.

Psycholog*innen und Marketingexpert*innen haben erforscht, wie Sehen, Geruch, Klang, Tastsinn und Geschmack die Menschen beeinflussen können. Besonders, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Produkt zu lenken. Du musst das Rad nicht neu erfinden! Informiere dich und nutze die Ergebnisse der Fachleute. Sie haben Bücher darüber geschrieben.

Je mehr Sinne du ansprichst, desto effektiver! Diese Chance bieten Lesungen par excellence!

Setze ein Zeichen

Setze ein Markenzeichen. Lesungen bieten dir eine unvergleichliche Gelegenheit, dich zu präsentieren, wie du bist, oder als Autor*in gesehen, wahrgenommen, erlebt werden möchtest! Von Anfang an! Nutze diese Chance!

Direktes und ehrliches Feedback

Unmittelbar, direkt und ehrlich erfährst du, wie Leser*innen dich und deinen Text erleben. Bereits während des Lesens hast du die Chance zu erfahren, wie du und dein Text ankommen. Gibt es Passagen, Worte oder Zusammenhänge, die nicht richtig verstanden werden? Gibt es Worte, die du nicht gut aussprechen kannst? Langweilt sich das Publikum etwa? An welcher Stelle lässt die Aufmerksamkeit nach? Wann ist sie besonders da? Nicken die Zuhörer*innen (nicht ein, sondern mit dem Kopf)? Schütteln sie die Köpfe? Weinen oder lachen sie? Diese Reaktionen sind mehr wert, als die gut gemeinten Ratschläge deiner Liebsten. Sei also aufmerksam und dankbar für die stillen Tipps deines Publikums.

Sei es Kritik, Lob oder Anerkennung, der direkte Kontakt mit dem Publikum, während und nach der Lesung, ist eine Schatzgrube für deine Entwicklung als Autor*in.

Nach der Lesung

Die Gespräche mit den Lesern, das Signieren und der Verkauf der eigenen Bücher, sind vielleicht die schönsten Erfahrungen des Autor*innenlebens.

Mit jeder Lesung, und jedem Kontakt zu den Leser*innen, wirst Du dich weiterentwickeln und erfolgreicher werden. Der Radius wird sich erweitern und man wird wissen: Wenn diese Person liest, sollte das nicht verpasst werden!

Sei vielversprechend – aber halte, was du versprichst!

Lesungen bereits vor der Veröffentlichung

Doch auch vor der Veröffentlichung eignen sich Lesungen perfekt, dafür zu sorgen, dass man deinen Namen kennt, wenn man ihn dann irgendwann auf dem Buchdeckel zu lesen bekommt.

Ein gut bestückter Büchertisch ist keine Voraussetzung für eine gelungene Lesung!

Werbe zukünftige Leser*innen, je mehr deinen Namen als Autor*in bereits kennen, desto mehr kaufen dein Buch. Nutze die Gelegenheit herauszufinden, was an deinem Text gut ankommt und was eher nicht. Was stimmt möglicherweise noch nicht? Das Publikum ist viel besser geeignet als deine Familie und Freund*innen, denn es ist deine Zielgruppe! Gibt es Formulierungen oder Namen, die nicht richtig verstanden werden, oder die dir schwerfallen auszusprechen?

Lesezeichen, Visitenkarten, kleine Geschenke, die als Gedankenstütze, Erinnerung, Reminder dienen, sind nicht teuer, aber sehr effektiv.

Setze deine Marke ein, nutze die Möglichkeit, dir einen Namen zu machen, ein Markenzeichen zu setzen und wiedererkannt zu werden.

„Ach ja, von der oder dem habe ich schonmal etwas gehört!“

Kosten einer Lesung

Einen Teil der Kosten kannst du sicherlich durch den Ticket-Verkauf decken.

Nutze die Möglichkeiten der finanziellen Förderungen.

Seien es Sonderfonds des Bundes, literarische Förderkreise, gemeinnützige Einrichtungen wie etwa das Literaturwerk Rheinland-Pfalz-Saar oder literarische Gesellschaften.

Informiere dich, welche Fördermöglichkeiten für deine Lesung in Frage kommen.

Fazit

Lesungen sind wichtig. Lesungen sind keine altmodische Angelegenheit, auch wenn es seit jeher das erste und beste Mittel war und ist, seine Texte bekannt zu machen! Lesungen erfahren zurzeit eine neue Beliebtheit und Popularität. Mach dich sichtbar! Auch große Verlage und Bestsellerautor*innen nutzen diese Möglichkeit, sich den Leser*innen zu präsentieren.

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!

Ich freue mich auf regen Austausch, viele Kommentare und neue Kontakte. Erzähl gerne auch von deinen Erfahrungen, Problemen, Ideen und Strategien.

Rosemarie


Rosemarie Schmitt
Rosemarie Schmitt

Rosemarie Schmitt

Rosemarie Schmitt wuchs in der Kyltalgemeinde Kordel auf. Nach ihrer Ausbildung zur Musikalienhändlerin lebte sie einige Jahre in Luxembourg. Inzwischen ist die Schriftstellerin in Wittlich beheimatet und hat drei erwachsene Kinder. Sie ist Mitglied im Selfpublisher-Verband, dem Literaturwerk Rheinland-Pfalz und war freie Mitarbeiterin des Ressorts Kultur bei der Trierer Lokalzeitung „Trierischer Volksfreund“. Zehn Jahre lang schrieb sie eine wöchentliche Kolumne für kultur-online.net. Seit Beginn des Jahres 2023 ist Rosemarie Schmitt als Dozentin bei der VHS Wittlich-Stadt und Land tätig. Ihr Thema: Wie geht Lesung?

Erfahre mehr:

Rosemarie Schmitt

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2 Antworten zu „Was muss ich als Autor*in bei Lesungen beachten? (Lesungen halten, Teil 1)“

  1. Avatar von Gabi Kremeskötter

    Hallo Rosemarie,

    ein spannend-informativer Artikel.
    Freu mich darauf, mehr von dir zu lesen und habe deinen Artikel empfohlen.
    Schau dazu gern auch bei mir vorbei unter https://www.gabi-kremeskoetter.de/blog/2023/08/07/manuskript-veroeffentlichung/

    Gruß Gabi